Spezialistinnen und Spezialisten der Plastischen und Rekonstruktiven Chirurgie leisten durch ihre humanitären Einsätze in Krisengebieten aber auch in jenen Ländern, in denen es an fachspezifischer Medizin mangelt, Hilfe für Menschen mit kriegsbedingten Verbrennungen und Entstellungen, Kinder mit angeborenen Fehlbildungen sowie Patienten und Patientinnen mit Weichteiltumoren und Folgen verstümmelnder Infektionskrankheiten. Da die Techniken und Methoden der Plastischen Chirurgie in vielen Ländern des globalen Südens noch nicht bekannt sind und daher auch nicht praktisch umgesetzt werden, sind auch Training und Wissensaustausch mit dem lokalen Personal besonders wichtig. Das Engagement der plastischen Chirurginnen und Chirurgen erfolgt in den meisten Fällen unentgeltlich, und für die Einsätze wird in der Regel der eigene Urlaub konsumiert. Die Organisationskosten der Einsätze werden in den meisten Fällen von Gemeinnützigen Vereinen getragen. Spezielle OP-Instrumentarien sowie operationsbedingte Sterilgüter und Textilien werden ebenfalls von den Hilfsteams in die jeweiligen Einsatzgebiete mitgenommen.
Die humanitären Einsätze in entsprechenden Ländern verfolgen mehrere Ziele. Zum einen steht die Arbeit am Patienten im Vordergrund: der bekannten plastisch-chirurgischen Krankheitsbilder wie Verbrennungen, Kriegsverletzungen, angeborene Fehlbildungen wie Gaumenspaltenverschlüsse, chronische Wunden sowie die Chirurgie von Tumoren der Körperoberfläche sind Hauptindikationen.  Aber es sind auch bis dahin unbekannte Krankheitsbilder, mit denen die Plastischen Chirurgen oftmals konfrontiert werden wie Noma, Buruli-Ulkus, Lepra, Malformationen und kongenitale Fehlbildungen. Diese erfordern zuverlässige Behandlungskonzepte und Erfahrungen in der Patientenführung. So erhalten die Patienten im Rahmen eines Hilfseinsatzes entsprechend notwendige medizinische Leistung wie z.B. ärztliche Beratung und Operationen kostenfrei.
Ein weiterer Fokus wird bei den humanitären Einsätzen auf die Zusammenarbeit mit dem lokalen Ärzte- und Pflegeteam gelegt. Es gilt dafür zu sorgen, vor Ort eigenständiges Handeln zu etablieren. Ärzte und Pflegepersonal sollen befähigt werden, im Vorfeld der Einsätze Patienten auszuwählen und nach den Eingriffen eine adäquate Nachsorge zu leisten.
Neben der Therapie am Patienten ist die Aus- und Weiterbildung des medizinischen Personals vor Ort eine wichtige Säule im humanitären Hilfseinsatz. Die Weitergabe von Kenntnissen in Hygiene, Anästhesie und Techniken und Methoden der plastisch-rekonstruktiven Chirurgie soll die Kapazitäten der Hilfe zur Selbsthilfe vor Ort verankern. Unterstützt vom mitgebrachten Instrumentarium soll eigenständiges Arbeiten der lokalen Fachkräfte ermöglicht werden. Somit zeigt jeder Einsatz auch nachhaltige Wirkung: durch chirurgische Eingriffe sowie begleitende humanitäre und mildtätig-soziale Maßnahmen zu einer wesentlichen Verbesserung der Versorgungs- und Lebensqualität zu verhelfen.